Wolfgang W. Barnewitz
Glockengeschichte 3

Die neuen Bronze-Glocken des Ratzeburger Doms (2001)
 

Es dauerte einige Zeit, bis Details (wie die Finanzierungsfrage, die Frage, wer die neuen Glocken gießen soll usw.) geklärt waren, aber im Sommer 2001 war es dann soweit. Ein Lastzug brachte fünf der sechs Glocken auf das Domgelände (die sechste wurde nachgeliefert).
 



Foto: Horst O. Müller

Viele Schaulustige waren gekommen und freuten sich auf den Augenblick, als die Plane zurückgeschlagen wurde und einen ersten Blick auf die neuen Bronzeglocken erlaubte.




Foto: Horst O. Müller




Foto: Horst O. Müller

Der damalige Domprobst Hans-Jürgen Müller hielt - auf dem Kran stehend - eine kurze Ansprache an die interessierten Zuschauer.




Foto: Horst O. Müller

Der große Kran hob die Glocken einzeln in den Klosterinnenhof.


Dann begann die Arbeit des Hinablassens der verbrauchten Klangstahlglocken. Damit die größte Glocke aus der Torstube herausgehoben werden konnte, mußte die Öffnung verbreitert werden (was im Foto gut erkennbar ist).






Auch die schweren Eisenklöppel werden aus dem Turm gehievt.



 

Bis zu ihrem Abtransport standen die drei Glocken an der Westseite des Domturms (hier wird die größte gezeigt: 5,5 Tonnen).




Plan für die Glockenstuhlerweiterung

Um sechs Glocken unterzubringen, mußte der Glockenstuhl erweitert werden (um ein Gefach). Die besondere Herausforderung bestand für die Fachleute der Firma Rincker darin, mit Hilfe von Flaschenzügen die Zarge zu öffnen, um den Firstbalken zu verlängern.



 

Gut erkennbar ist der Zapfen der Firstverlängerung, der jetzt zunächst in den bestehenden Firstbalken eingepaßt werden mußte, bevor die hintere Zarge wieder geschlossen werden konnte.



 

Auch der vordere Teil des Firstbalkens mußte verändert werden, indem ein Paßstück zugeschnitten wurde (was in der Torstube vonstatten ging).



 

Dieser junge Handwerker glättete die Schnittflächen mit Stechbeitel und Schlegel, um die Verbindungsfläche zu optimieren.



 

Diese Aufnahme zeigt das perfekt eingepaßte und verschraubte Paßstück.


Sofort nach dem Einbau konnte der Glockenstuhl belastet werden.



Hier wird bereits die ersten Glocke in das erweiterte Gefach eingesetzt.



 

Um die Schwingungen der beiden großen Glocken während des Hebevorgangs zu minimieren, wurden sie zunächst umgesetzt (an die Westseite des Turms), um von dort aus gerade in die Tor- und anschließend in die Glockenstube gehoben werden zu können.



Bei den kleineren Glocken war dies auch mit dem zugehörigen Joch möglich, lediglich bei den großen mußten Glockenkörper und Joch getrennt durch das Tor gehievt werden.


Hier wird die nächste Glocke in die Glockenstube gehoben und eingepaßt.


Hier wird ein Glockenlager eingepaßt: ein sensibler Vorgang, der hohe Genauigkeit erfordert, um später ein einwandfreies Schwingen möglich zu machen.


Die nächste Glocke schwebt (noch ohne Joch!) aus der Tor- in die Glockenstube.


Blick von der Torstube durch die geöffnete Holzdecke der Glockenstube bis zum Holzboden des Turmhelms.


Auf diesem Foto wird deutlich, daß nach Möglichkeit altes Holz mit Verwendung fand, so wie hier beim unteren Teil des Glockenjochs.



 

Um das Gußdatum dauerhaft zu überliefern, wurde jeweils am klingenden Rand eine entsprechende Glockenzier mitgegossen.


Blick vom unteren Rand einer Glocke nach oben zur Kloppelaufhängung.


Die "Kernmannschaft" der Firma Rincker und zwei Mitarbeiter der Ziethener Firma Rick.


Die Glockenzier der Abendmahlsglocke.

 

Die Stimmung der sechs neuen Domglocken

       
  Schlagton: Kilogramm: ø in cm:
       
Sterbeglocke 2947 167,7
Betglocke des' 1886 143,1
Abendmahlsglocke es' 1292 126,7
Taufglocke ges' 857 109,2
Gottesdienstglocke as' 648 99,5
Friedensglocke ces' 443 86


Um diese "nüchterne" Tabelle anschaulicher zu machen, schließe ich mit einem Panoramafoto, das den ganzen Glockenstuhl in einer Ansicht zusammenfaßt. Links ist der Aufgang von der Torstube in die Glockenstube zu erkennen, rechts das angesetzte Gefach.




Foto: Horst O. Müller

 



Fotos, soweit nicht anders angegeben, und Texte: Wolfgang W. Barnewitz